Wandern auf dem Märchenlandweg
Streckenbeschreibung Nr. 9
Vom Brüder Grimm Museum in Kassel über Lohfelden
zur Gänserammel in Niederkaufungen
Dieses Teilstück des Märchenlandwegs führt ein gutes Stück durch Kasseler Parkanlagen, dann aus der Stadt hinaus durch eine, für einen Wanderweg ungewöhnliche, aber trotzdem reizvolle Landschaft. Die schönste Jahreszeit, den Weg zu gehen ist der Frühling, wenn die Wiesen und Felder im ersten Grün des Frühlings stehen, wenn die Weidenkätzchen silbern im Sonnenlicht glänzen, der Bach die Schmelzwasser aus der Söhre hinunter zur Fulda führt, dann spürt man die Kraft des aufbrechenden Jahres.
Zuerst geht es jedoch noch ein Stückchen durch die Stadt. Start ist das Brüder Grimm Museum, in dem Sie authentische Zeugnisse aus dem Leben der Familie Grimm, eine Märchenlandschaft und wechselnde Ausstellungen betrachten können. Einige weitere Orte aus dem Leben der Brüder Grimm besuchen Sie, wenn Sie der Märchenlandweg-Markierung folgen und neben dem Brüder Grimm Museum in die Friedrichstraße einbiegen. Vergessen Sie nicht, die schnippische Märchenprinzessin im Garten des Museums zu grüßen! An der Frankfurter Straße angelangt, gehen Sie nach rects und unterqueren diese. Auf der anderen Seite angekommen, gehen Sie links über den Parkplatz und folgen dann der Friedrichstraße nach rechts, bis zum Brüder Grimm Platz. Auf der anderen Seite der Wilhelmshöher Allee erblicken Sie das nördliche Torwachgebäude, in dem Familie Grimm 1814 –1822 lebte, damals am Rande der Stadt, mit freiem Blick zum Herkules. Davor, auf der kleinen Grünfläche erinnert das Brüder Grimm-Denkmal an die berühmten Brüder.
Folgen Sie der Märchenlandweg-Markierung, überqueren Sie den Parkplatz am Landesmuseum, erklimmen die steile Treppe und gelangen auf die Humboldstraße, auf der Sie nach links weiterlaufen. An deren Ende biegen Sie nach links in den mit Kaninchen bevölkerten Park ein und nähern sich der Murhardschen Bibliothek. Diese gilt als Nachfolger der Hessischen Landesbibliothek, in der Jacob Grimm arbeitete. Im dort ansässigen Grimm-Archiv können Sie nach Anmeldung rund um die Brüder Grimm und ihre Märchensammlung forschen.
Am Ende des Parks erreichen Sie eine steinerne Brücke, auf der Sie die Frankfurter Stra-ße überqueren und an ein Tempelchen gelangen. Auf dem Fußweg gehen Sie hinab bis zum Philosophenweg, dann geradeaus bis zur Straße „An der Karlsaue“ und biegen nach rechts in die Landaustraße ein. Zwischen Kindergarten und Kunsthochschule geht es nach links in die Karlsaue und dann nach rechts, immer am Kanal entlang, den Sie beim Eingangstor hinter der Universität nach links queren. Den nächsten Weg wählen Sie nach rechts und folgen dem Kanal nun an dessen anderem Ufer, bis Sie ihn auf einer weißen Holzbrücke queren. Danach geht es nach rechts, einen kleinen Pfad hinauf und zwischen Sportanlagen hindurch. Sie laufen hinter der Eissporthalle und am Parkplatz entlang und wenden sich an der Damaschkestraße nach rechts. Dann kreuzen Sie den Auedamm an der Fußgängerampel und laufen ein Stück an diesem nach links entlang, bis ein Fußweg nach rechts in den kleinen Park einbiegt, dem Sie bis zur Frankfurter Straße folgen. Nachdem Sie diese an der Straßenbahnhaltestelle Park Schönfeld gequert haben, gelangen Sie in den gleichnamigen Park und lassen den Großstadtlärm schnell hinter sich. Vorbei geht es an einem idyllischen See. Ein Abstecher zu dem rechts oben auf dem Hügel gelegenen klassizistischen Schlösschen Schönfeld ist lohnenswert – hier traf sich die illustre Runde der romantischen Bewegung um Brentano, der auch die Brüder Grimm angehörten.
Auf dem Märchenlanweg wandern Sie weiter unten durch den dichten Park und überqueren auf einer Steinbrücke einen kleinen Bach. Am botanischen Garten wendet sich der Weg nach links, weiter geht es erst geradeaus, dann durch eine Linkskurve, über eine weitere Brücke, den kleinen Berg hinauf und durch Schrebergärten hindurch. Bevor Sie die Bahn-linie nach links überqueren, genießen Sie den Blick auf Habichtswald und Herkules!
Nun laufen Sie ca. eine viertel Stunde geradeaus auf einer kleinen Teerstraße, an der Schrebergärten von einer Siedlung abgelöst werden. Sie kreuzen die Leuschnerstraße und folgen der Brüder Grimm Straße, die Sie ins sogenannte „Märchenviertel“ in Niederzwehren führt. Vorher muss jedoch noch die Korbacher Straße überquert werden.
Im Märchenviertel umfängt Sie eine andere Welt: Mitten in der Großstadt liegt ein kleiner, idyllischer Fachwerkdorfkern mit liebevoll renovierten Häuschen. In den Weg „Däumling“ läuft der Märchenlandweg nach links – an dessen Ende steht auf der rechten Seite eines der beiden Niederzwehrener Wohnhäuser Dorothea Viehmanns, der bekanntesten Märchenbeiträgerin der Brüder Grimm. In diesem lebte sie von 1787-1798 in ärmlichen Verhältnissen. Sie wenden sich nach rechts und gehen weiter auf dem Märchenlandweg an der linken Seite des Grummelbaches entlang, den sie kurz darauf auf einer Brücke queren. Am AWO-Haus vorbei geht es weiter bis zur Unterführung unter der Frankfurter Straße hindurch. Auf der anderen Seite laufen Sie am Fahrradhof vorbei, hinter dem Gebäude nach links über eine Holzbrücke und dann gleich nach rechts auf einem kleinen, fein geschotterten Weg immer am Grummelbach entlang. Kaum vorstellbar, dass Sie sich immer noch in der Großstadt befinden! Im Frühsommer lauschen Sie dem Quaken der unzähligen Frösche an Bach und Gartenteichen. Nachdem Sie einen alten Baum und eine Brücke zu Ihrer Rechten passiert haben, steigt der Weg leicht an. Sie queren die Bahn und laufen weiter zwischen Gärten hindurch. Dann unterqueren Sie die Autobahn und marschieren an Bach und Feldern entlang immer geradeaus, mit Blick auf den Kaufunger Wald. Kurz vor der Fulda biegen Sie nach links ein und laufen, mit Blick auf den Herkules links in der Ferne, immer geradeaus, an Sportanlagen und dem Campingplatz vorbei, bis zur Damaschkebrücke. Auf dieser überqueren Sie nach rechts die Fulda und erreichen so das Bundesgartenschaugelände, das Sie nach der Bushaltestelle betreten. An heißen Sommertagen können Sie sich in dem Badesee eine Abkühlung gönnen.
Der Märchenlandweg führt ca. 2 km am Buga-See entlang, bevor er die B 83 überquert. Hier schauen Sie sich um: Die Wiesen, durch die der Weg führte waren die früheren „Waldauer Wiesen“. Oft überschwemmte das Frühjahrshochwasser der Fulda die Wiesen. Es waren Viehweiden, auf denen vor allem das Jungvieh, Rinder und Pferde von Frühling bis Herbst weidete. Hier erkennen Sie auch den „Waldauer Fußweg“, der von Waldau an den Wiesen entlang, durch die „Maulbeerplantage“ zur Fuldabrücke verlief.
Die Kleingarten-Anlage, die Sie rechts vom „Waldauer Fußweg“ sehen, heißt der „Fackelteich“. Die Sage erzählt, dass in diesem Teich früher die noch ungeborenen Kinder verborgen waren. Wie sie dann über Nacht in das Kinderbettchen kamen, war ein Geheimnis, das soll es auch bleiben. „Wenn du es wüsstest und darüber reden würdest, wäre es ja kein Geheimnis mehr.“ So erzählten es die Alten.
Verborgen in einer Baumgruppe am „Waldauer Fußweg“ steht das Denkmal zur Erinnerung an die Hinrichtung von sechs Freiheitskämpfern, die 1809 auf dem „Forst“ unter französischer Fremdherrschaft erschossen wurden. Außer zwei Offizieren und einem Wachtmeister waren es zwei Ackermänner und ein Professor aus Marburg, die gegen die Besatzungsmacht während des Freiheitskrieges 1806-1813 rebelliert und opponiert hatten.
Auf einer schmalen Brücke quert der Märchenlandweg die B83, die frühere Landstraße von der Residenzstadt Cassel nach Nürnberg. Sie zweigte (noch bis Mitte 20. Jh.) nach der Unterneustadt, nahe des heutigen Hallenbades-Ost, von der Leipziger Sraße ab und führte an der „Kuttenmiste“ vorbei, die „Karrenbahn“ hinauf zur Söhre.
Bevor Sie den heutigen Forstbachweg queren, eine vielbefahrene Straße (!), die hier mit einer Brücke über den Bach führt, lassen Sie uns wieder kurz innehalten:
Bis ins 16. Jh. war hier ein kleines Waldgebiet: der Forst. Es wurde gerodet, weil „Verrätherey darin gewesen sey“ schreibt Merian. Der Bach hieß deshalb ab hier der Forstbach. Auf dem Forstgelände war danach der übungsplatz hessischer Soldaten.
Die Feldfluren auf der anderen Bachseite, zum heutigen Gewerbegebiet hin, waren „die Unörten“. Hier wurden die Kadaver toter Tiere zur Verwesung abgelegt.
Die „Kreuzhöfe“ hießen die zu Waldau gehörenden Gärten. Ein Kreuz und ein Galgen standen am Bach. Eine Hinrichtung aus dem 30 jährigen Krieg ist überliefert, bei der ein Pferdedieb hier „uffgerecket“ wurde. Den Forstbachweg nannten die Leute nur den „Schingeleisweg“, den Weg zur Schinderei, wo in späterer Zeit in einer Werkstatt aus den verendeten Tieren Leim, Seife, Leder und anderes hergestellt wurde.
Noch eine kleine Sage vom Exerzierplatz auf dem Forst: Pfarrer Sträubelein, ein Original seiner Zeit, war wegen seiner Streiche nach Rambach strafversetzt. Als er auf seinem klapprigen Gaul vom Renthof heimwärts reiten wollte, exerzierte auf dem Forst gerade die Kavallerie, Soldaten auf ihren Pferden zur laut schallenden Marschmusik einer Kapelle. Sträubeleins Pferd war ein ausgedientes Militärpferd, das sogleich anfing zur Musik über den Platz zu tänzeln. „Sträubelein“ rief der Offizier, „Was soll das? Weißt du nicht was sich gehört?“
„Ich schon „sagte der Pfarrer“ aber der nit!“ und zeigte auf die arme Kreatur, auf der er saß.
Als nächstes erreichen Sie das Ortszentrum von Lohfelden. Zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten sind es kurze Wege. Seit 1981 gibt es in Lohfelden das Hessiche Kutschen- und Wagenmuseum, eine in Hessen einmalige Einrichtung. Neben zahlreichen Kutschen und Wagen sind auch verschiedene Pferdeschlitten sowie Zubehör und Accessoires rund um das Kutschenfahren zu sehen In Crumbach finden Sie noch das alte Küsterhaus und die Kirche mit dem runden Turm, der an „das Märchen von einem, der aus-zog das Fürchten zu lernen“ erinnert. Auch die Ochshäuser Kirche mit ihren interessanten modernen, farbigen Fenstern lohnt einen kurzen Abstecher vom Wege.
Vom Rathaus in Lohfelden gehen Sie die Lange Straße hinunter bis zum Wahlebach, queren die K8, die „Ochshäuser Dorfstr.“ und gehen weiter am Bach entlang die Talaue aufwärts, am Vollmarshäuser Teich geradeaus bis zum Vogelschutzgebiet (Verlängerung des Untersten Weges, von Vollmarshausen kommend). Nun verlassen Sie die Tal-Aue und gehen links auf dem F-Weg den Hang hinauf bis zum „Breiten Weg“.
Bevor Sie den Breiten Weg erreichen halten Sie inne und schauen sich um: Ihr Blick wandert über die Söhre vom Belger Kopf, zur Höhe über dem Heupelsberg, den Stellberg mit seinem herausragenden Schorn (scoren, ahd, heraus-ragend; Schorn-stein). Mit dem Tischrain schließt die Söhre ab. Im Vordergrund die Höhe mit dem Turm der Katholischen Don Bosco-Kirche ist das Loh. Diese Höhe gab Lohfelden seinen Namen. Sprachlich ist Loh der älteste überkommene Begriff für eine lichte Waldung, der seit Luther durch das Wort Hain überdeckt ist.
Auf der anderen Fuldaseite sehen Sie die Langenberge, davor die Baunsberge, auf der Passhöhe die Schauenburg. Mit dem Hirzstein steigt der Habichtswald zum Hohen Gras auf. Bald nach dem Herkules schiebt sich der Lindenberg ins Bild.
Oben queren Sie den „Breiten Weg“, einen alten Fernweg, der seit mehr als dreitausend Jahren über die Höhen herüberläuft, in einer Furt nahe der neuen Mühle die Fulda überschreitet und übers Lange Feld weiter nach Westen zieht. Ein altes Gräberfeld aus der Bronzezeit lag hier oben am Wege. Seit etwa 1100 v. Chr., in der Bronzezeit, bestatteten die hier lebenden Menschen über einen Zeitraum von länger als 500 Jahren zwischen kleinen Kultstätten ihre Toten.
Nun steigen Sie den „Schillröder Weg“ wir in der kleinen Senke aufwärts. Nach etwa 100 m gabelt sich der Weg, Sie gehen halbrechts weiter in nordöstl. Richtung. Auf Höhe 218,1 nehmen Sie den Feldweg weiter in Richtung Kaufungen. Achtung! nach etwa 170 m links abbiegen, nicht hinüber zum Hof Leimerbach! Die Bodenverwerfungen linkerhand, leichte Mulden im Gelände, heißen „die Prinzengrube“. Denken Sie sich eine Geschichte dazu aus und erzählen Sie Ihren Freunden!
Nach weiteren 100 m gehen Sie wieder rechts talwärts, ins Lossetal hinab. Der Weg führt zur Höhe 189 hinunter an die K10, die Sie hier queren. Sie bleiben auf dem befestigten Weg, der Sie parallel mit der Straßenbahn unter der B7 hindurch führt. Wenn Sie vor der Schranke die Kasseler Straße rechts abbiegen, erreichen Sie nach etwa 400m die nächste Straßenbahn-Haltestelle. Der Märchenlandweg führt Sie weiter durch das Dorf zur „Gänserammel“.
Die Gänserammel ist ein Platz mitten im Dorf, am Bach nahe der Mühle, auf dem sich früher die Gänse sammelten, das war ein Gerammel! Heute stehen zur Erinnerung daran diese Tiere aus Bronze gegossen auf dem kleinen Anger nahe der alten Brücke am Ufer der Losse.
Infos/Kontakt
Märchenlandweg/Deutsche Märchenstraße e.V.:
Kurfürstenstraße 9
34117 Kassel
Tel: 05 61/92 04 79 – 10
Fax: 05 61/92 04 79 – 30
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Streckendaten | |
Schwierigkeit | Normal |
Länge | 18,7 km |
Dauer | 5 Std. |
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